Jetzt ist wieder hohe Zeit der kirchlichen Osterbotschaften. Zusammenfassen lassen sie sich so: Karfreitag ist der Tag der Verzweiflung, aber dann kommt Ostern mit der Auferstehung, also die überraschende Rückkehr des hingerichteten Wanderpredigers Jesus zurück ins Leben. Deshalb, Menschheit, freue dich: Der Tod hat nicht das letzte Wort.
Ehrlich jetzt? Soll ich an das jeder wissenschaftlichen Evidenz spottende biblische Märchen glauben? An die Kunde, dass vor zweitausend Jahren ein Gekreuzigter drei Tage nach seinem Tod aus dem Grab stieg, ins Leben zurückkehrte und seine Jünger mit neuer Hoffnung erfüllte, so sehr, dass dabei alles Elend der Welt, all die Kriege, der Hunger, die Unterdrückung Schwacher und die Naturkatastrophen irgendwie bedeutungslos werden? Ist das eine überzeugende Botschaft, die von heutigen aufgeklärten Menschen ernsthaft geglaubt und angenommen werden kann?
Nein, ist es nicht. Es ist im Gegenteil eine ziemlich hilflose Botschaft. Eigentlich sogar eine, die nervt. Eine Zumutung. Denn gut oder zumindest besser ist ja, über das Ganze betrachtet, recht wenig geworden seither, obwohl das Prinzip Hoffnung an Ostern stets von Neuem beschworen wird. Gelitten und gestorben wird weiterhin, rational betrachtet hat der Tod immer noch das letzte Wort.
Und doch, und doch. Die Ostergeschichte hat etwas. Gerade, weil sie unserer einseitigen, zur Seelenlosigkeit neigenden Rationalität etwas erfrischend Irrationales beziehungsweise Überrationales entgegensetzt. Sie ist ein inspirierendes Zeichen des Möglichen im Unmöglichen. Sie ist der tiefe Fussabdruck einer Lebensmacht, die aus Ohnmacht geboren wird.
Ich mag Geschichten, und diese Geschichte ist eine gute Geschichte. Man soll die Kraft guter Geschichten nie unterschätzen. Sie haben ihre ganz eigene Wahrheit. Frohe Ostern!