KLÄRUNG
versunken die schlösser
meiner kindheit
verblüht die magnolien
meiner jugend
ich ergraue im beton
meines spätsommers
und lausche dem bach
der klärung verheisst
DIE DREI EWIGEN
du weisse bist die wüterin,
reisst böcke und jagst hirsche.
du rote bist die hüterin
von keim und korn und kirsche.
du schwarze stehst geweiht im rauch
von harzgetränkten zweigen,
sinkst still ins grab nach altem brauch
um neu ans licht zu steigen.
ORION
des winters nadel ritzte
an die himmelsdecke
deine kalte gestalt
seitdem bist du verdammt
unermüdlich zu jagen
das siebengestirn
bis die amsel schlägt
HOHE ZEIT
geniess die sommernacht in vollen zügen!
es duftet herb nach gras und majoran.
der apfelwein blinkt kühl aus runden krügen
und hoch am himmel blinkt aldebaran.
die grillen streichen emsig alte geigen
der mond schlägt wolkendunst zu eiweissschaum.
in nachbars sanftem garten reifen feigen
in meinem wilden garten reift ein traum.
AMRUM
im sand döst ein schulp
wie eine schuhsohle aus kreide
daneben bauscht sich feucht
ein bart aus blasentang
leere muscheln öffnen ihr herz
ein hund sammelt treibholz
der bernstein ist bloss eine legende
aber ich weiss dass sie wahr ist
wenn ich nach westen blicke
wo der eiweissschaum der see
sich mischt mit dem blei des abends
STILLE
sanfter abschied liegt in diesem leuchten,
tröstend greift die wärme mir ins haar.
herbstlich perlt der tau, das gras zu feuchten,
himmelweit glänzt bläue sonnenklar.
wieder einmal sickert alles werden
hin zum ursprung der schon immer war.
dichter drängen sich am hang die herden
und es singt die stille wunderbar.
DAMALS
richard netzt die tasten
mit dem tau seiner frage
die kerzen ziehen rauchfäden
lachender pferdegeruch
dringt durch das fenster
ich erinnere mich
mit der macht eines sturzbachs
wie es war
als lady di noch lebte
AHNUNG
kälte nagt an den bäumen
über den weiten liegt schnee.
nebel schwebt wie in träumen
schilf knistert leise am see.
ich spüre sanftes beben
aufsteigen aus kalter gruft,
schon regt sich wieder leben
schon ahne ich blütenduft.
PRELUDE IN SEE-MOLL
zum letzten mal
isst man fisch im freien
und nagt an den knochen
des verblichenen sommers
erinnerungen greifen nach mir
mit ihren zärtlichen klauen
am himmel zerschellt
eine flasche goldmilch
magischer spiegel der kelten
das städtchen auf dem sporn
erschauert in gedanken
an den weinleeren spätherbst
KONTEMPLATION
milchiges licht fliesst auf die pfade
des friedhofs, den eine buchshecke säumt,
die kastanienallee steht säulengerade,
der alte brunnen plätschert verträumt.
fast schlummernd sitz ich und lasse mich treiben
in den fluten von strahlen und licht,
wärme haucht über sträucher, wege und eiben
und über mein winterlich blasses gesicht.