Jetzt ist das Werk vollbracht: Ich habe ein japanisches Schwert, das ich auf einem Flohmarkt in desolatem Zustand gekauft hatte, restauriert und dabei einen ordentlichen Job gemacht, wie ich nicht ganz unbescheiden finde: Rostspuren entfernt, Griff neu mit Leder beklebt und mit einer speziellen Flachkordel neu gewickelt, Tsuba ausgewechselt, Knauf ausgewechselt, die Messingteile poliert. Schön ist es geworden, das Katana!
Schön? Sind Waffen schön? Ich bin wohl, um mit den Worten eines Arbeitskollegen zu sprechen, «der Ästhetik der Waffen erlegen». Was angesichts der Tatsache, dass ich das Katana als Zimmerschmuck verwende, durchaus naheliegt.
Ja, der Kollege hat recht: Waffen haben eine verführerische Ästhetik, diese blitzenden oder auch stumpf glänzenden Geräte aus Stahl, Holz und Leder, all die Speere, Pfeile, Schwerter, Säbel, Dolche, Bajonette, Pistolen, Gewehre sowie Kanonen und Geschosse, die die Menschheit im Lauf der Jahrtausende zu Tötungszwecken ersonnen hat. Ein edles, unterkühltes Design und die Ausstrahlung von Macht, Tod und Verderben sorgen dafür, dass Waffen in der abgründigen Schönheit des Dämonischen prunken.
Auf manche Menschen wirkt dieser Reiz so intensiv, dass sie zu eigentlichen Waffennarren werden (was ich definitiv nicht bin). Anders als ein unterdessen verstorbener Wirt im Oberaargau, bei dem ich in den 1980er-Jahren zuweilen verkehrte. Er besass eine stattliche Waffensammlung, die er im kleinen Saal liebevoll präsentierte, als militärhistorische Dauerausstellung.
Einmal war in besagter Beiz ein pensionierter Gymnasiallehrer aus Deutschland zu Gast. Er hatte, wie so viele seines Jahrgangs, als junger Mann während des Zweiten Weltkriegs in der deutschen Wehrmacht gedient und die Hölle an der Ostfront hautnah miterlebt. Die Begegnung mit ihm hat sich mir tief eingeprägt. Er besah sich das ausgestellte Arsenal im Wirtshaus, schwieg ein Weilchen und sagte dann leise: «Wie friedlich Waffen doch sein können, wenn sie schön aufgereiht an der Wand hängen!»