1. Holzbrücke
Die Alte Wynigenbrücke führte einst über die Emme. Heute steht sie als historisches Schaustück am Rand der Burgdorfer Schützenmatte. Das nüchterne und doch so kunstvolle Bauwerk ist eine geistige Brücke, die das Alltägliche mit dem Besonderen verbindet. Kommt, überschreiten wir sie, betreten wir die Stadt Burgdorf und lassen wir uns verzaubern von ihren magischen Örtlichkeiten!
2. Schönenbüeli
Hier sind wir auf dem Schönenbüeli am südlichen Stadtrand. Es ist eine Anlage im Stil eines englischen Landschaftsparks. Realisiert wurde sie 1826 von der Stadt als grüne Flaniermeile. Sie strahlt eine idyllische Naturromantik aus, wie es vor 200 Jahren allgemein geschätzt wurde – und heute übrigens immer noch.
3. Wallensteintälchen
Unterhalb des Schönenbüeli liegt still das Wallensteintälchen. Seinen Namen hat es von den legendären Freilichtaufführungen des Schiller-Stücks «Wallensteins Lager» 1922 und 1932. Federführend war die Burgdorfer Augenarzt- und Theaterfamilie Della Casa. Die Tochter des Initianten, Lisa Della Casa, wurde später eine weltberühmte Opernsängerin.
4. Rothöhe
Die Rothöhe liegt nicht auf Burgdorfer Gemeindegebiet, ist aber trotzdem der Hausberg der Stadt. Das heutige Restaurant ersetzt das Kurhaus von 1910, das 1972 bis auf die Grundmauern niederbrannte. Hier oben, in der Abgeschiedenheit der Höhe, ist man ganz für sich. Der Ausblick auf Burgdorf hat etwas Weites und Erhabenes.
5. Lochbachbad
Hier haben wir es erneut mit einem Kurhaus zu tun – mit dem Lochbachbad an der Emme. Schon in der Barockzeit wurde hier ein Mineralbad betrieben. Irgendwann kam der Badebetrieb aus der Mode, aber mit dem Restaurant ging es weiter bis 2007. Der alte Gebäudekomplex ist voll von Geschichte und Geschichten. Auch Sagen ranken sich um den Ort.
6. Hirschmann
Am Turm des Lochbachbads hängt eine Skulptur aus der Barockzeit, der Lochbachgränni. Es ist ein Mann mit einem Hirschgeweih. Hier klingt eine alte keltische Gottheit an – der Vegetationsgott Cernunnos. Tatsächlich ist die Pflanzenwelt rund um den Lochbach besonders üppig, vor allem im nahen Wintersey-Schachen.
7. Rehbrünnchen
Auf den Gysnauflühen im Osten der Stadt funkelt zwischen der dritten und vierten Fluh eine kleine Wasserfassung. Man nennt sie das Rehbrünnchen, aber auf mich wirkt sie wie ein märchenhafter Feenbrunnen. Gespeist wird sie aus der Binzbergquelle, die früher einen Teil der Burgdorfer Wasserversorgung sicherstellte.
8. Refugium
Dieser künstliche Hügel befindet sich ebenfalls auf den Gysnauflühen, und zwar auf der ersten Fluh. Hier stand im frühen Mittelalter eine Fliehburg, ein sogenanntes Refugium. Man fand an dieser Stelle auch Werkzeuge aus der Steinzeit. Manchmal stelle ich mir vor, dass dieser Hügel vielleicht kein Refugium, sondern ein heidnischer Kultort war.
9. Siechenkapelle
Und hier sehen wir einen christlichen Kultort, die Siechenkapelle am Fuss der ersten Fluh. In dieser Kapelle besuchten im Mittelalter die Leprakranken die Messe. Als das katholische Bern 1528 reformiert wurde, sind viele Kapellen verschwunden. Die Siechenkapelle hat überlebt.
10. Pestalozzi-Pavillon
In diesem Pavillon beim Schloss schrieb Heinrich Pestalozzi um das Jahr 1800 herum seinen epochalen Erziehungsroman «Wie Gertrud ihre Kinder lehrt». So sagt man jedenfalls. Etwas von Pestalozzis freiem Geist scheint noch heute im Pavillon zu wirken – davon zeugen die wilden Graffiti, von denen immer wieder neue hinzukommen.
11. Sodbrunnen
Nehmt ein Steinchen und schmeisst es hinein – es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis es mit einem lauten Plopp ins Wasser fällt. Wer weiss: Vielleicht ist dieser Schacht ja das Tor in eine andere Dimension. Nein, das nun nicht gerade; es ist nur der Sodbrunnen des Schlosses Burdgorf. Bis zum Wasserspiegel sind es 45 Meter. Immerhin.
12. Brüder-Schnell-Terrasse
Die Terrasse in der Oberstadt hat ihren Namen von den Brüdern Schnell, die in den 1830er-Jahren von Burgdorf aus die politische Ordnung im Staat Bern erneuerten. Für mich ist dieser Ort ein Stück Vergänglichkeit. Im Herbst, wenn hier die Rosskastanien glänzend am Boden liegen, spüre ich: Wieder geht ein Vegetationszyklus zu Ende.
13. Stadtkirche
Die spätgotische Stadtkirche von Burgdorf ist ein Ort der inneren Einkehr – besonders dann, wenn man hier alleine ist. Und überall trifft man auf Geschichte, auch in Form von Kritzeleien. Eine davon, sie ist hier im Bild zu sehen, stammt aus dem Jahr 1588 – aus der Zeit von Shakespeare.
14. Wettersäule
An diesem Ort wird das Burgdorfer Wetter gemacht – so kommt es mir jedenfalls manchmal vor. Wenn ich an der 1895 errichteten Wettersäule am Staldenkehr vorbeikomme, muss ich einfach einen Blick auf das Barometer werfen, wie früher jeweils die Mitglieder des Alpenclubs, als es noch keine Wetter-Apps gab.
15. Stalden-Rondell
Auf dem Rondell im Staldenkehr ist es still, ruhig und friedlich. Wenn ich dort auf einer der Bänke sitze, habe ich jeweils das Gefühl, dass genau hier einst der Klostergarten gelegen haben muss. Tatsächlich befand sich das Konventgebäude der Barfüssermönche ganz in der Nähe, ein paar Meter vom Rondell entfernt mitten auf der heutigen Strassenkurve.
16. Museum Franz Gertsch
Das Museum Franz Gertsch, eröffnet 2002, ist ein moderner und gleichzeitig archaischer Bau. Wie weisse Felsen ragen die Gebäudesegmente am Oberstadtweg auf. Es ist ein Ort, wo man für eine Stunde oder zwei in die magische Welt der Kunst eintaucht und den Alltag vergisst.
17. Ey
In der Ey am nördlichen Stadtrand geht Burgdorf in eine ländliche Umgebung über. Auf diesem Areal wurde 2013 das Eidgenössische Schwingfest ausgetragen. Der Spazierweg, der den Waldrand entlangführt, wird von den Einheimischen scherzhaft als «Riviera» bezeichnet, weil die Sonne hier schon im Vorfrühling viel Kraft hat.
18. Brunnenhaus
Wenn ich hier vorbeikomme, bewundere ich jedes Mal ausgiebig dieses auffällige kleine Häuschen, das einsam in der Ecke eines Gartens steht. Es wirkt auf mich wie ein japanischer Shinto-Schrein. In Wahrheit ist es das alte Brunnenhaus vor der ehemaligen Sägerei an der Kirchbergstrasse 47.
19. Promenade
Das ist die Promenade hinter dem Gymnasium. Mit ihrem klassizistischen Brunnen, den gestutzten Linden, dem Rundweg und dem Aussichtspunkt mit einer Panoramatafel wirkt die Anlage aus dem Jahr 1904 geradezu mondän. Sie ist ein Brennpunkt, wo die fernen Berner Alpen und das nahe Emmental kraftvoll auf Burgdorf einstrahlen.
20. Friedhof
Der Friedhof, angelegt 1870 an der Bernstrasse, ist nicht nur ein Ort für die Verstorbenen, sondern auch eine grüne Oase für die Lebenden. Die Ruhe, die hier herrscht, streichelt die Seele und hat eine ausgleichende und entspannende Wirkung. Hier ist unser Rundgang durch die Stadt an der Emme zu Ende – danke fürs Mitkommen.