Ich hätte da ein paar Fragen

Ich habe Fragen. Also… ja, Fragen eben. Habe ich mich mit dieser Aussage schon zu weit aus dem Fenster gelehnt? Man muss vorsichtig sein, heute mehr denn je. Wenn ich nun verrate, was ich fragen möchte, ist der Teufel los, ich weiss es. Meine Fragen betreffen… ein Thema halt, einen Themenkreis, einen thematischen Bereich. So muss man es sagen, wenn man nicht zu viel sagen will.

 

Es ist enorm wichtig, nicht zu viel zu sagen. Dann kann man, wenn es Probleme gibt, jederzeit glaubwürdig behaupten, es nicht so, sondern ganz anders gemeint zu haben. Das gilt nicht nur für das Sagen, sondern ebenso für das Fragen. Für das Fragen ganz besonders.

 

Ich erinnere mich: In meiner Schul- und Studienzeit galt man als interessiert und geistig agil, wenn man möglichst viele Fragen stellte. Heute gilt man als suspekt. Das Fragezeichen ist eine Art Kainsmal, das man sich wenn irgend möglich nicht aufdrücken sollte.

 

Eine Frage – das hat gegenwärtig einen ganz bestimmten Geruch. Den diabolischen Ruch des Subversiven, des Zweifelns, des Leugnens, des Lästerns, der Ketzerei. Nur ja nichts fragen, dann stehst du auf der richtigen Seite. Das möchte ich selber ja auch: auf der richtigen Seite stehen, jetzt und jederzeit.

 

Immerhin: Die Zeiten der heiligen Inquisition sind vorbei, gottseidank. Wenigstens von dieser Seite hat man nichts mehr zu befürchten. Oder vielleicht doch? Mir scheint, dass eine andere, weniger fassbare, aber deswegen nicht minder wirkungsmächtige Instanz diese Aufgabe unterdessen ganz gut erfüllt.

 

Ich meine die Aufgabe, Fragesteller aufzuspüren, in Verruf zu bringen, zu isolieren und zu exkommunizieren. Die Instanz benenne ich nicht, so kann man mir nichts nachweisen und vorwerfen. So stehe ich auf der richtigen Seite.

 

Aber… Fragen haben manchmal etwas Drängendes. Etwas Quälendes sogar. Sie wollen partout gestellt werden. Sie lassen uns einfach keine Ruhe. Deshalb fasse ich trotz allem Mut, atme tief durch und stelle sie jetzt, meine drei Fragen, ungeschminkt und ungeschönt: Ist der seit Jahren nicht totzuschlagende Schlagerhit «Atemlos» von Helene Fischer wirklich so atemberaubend gut, wie viele behaupten? Wie lässt sich das begründen? Und – wie kann ich die richtigen Antworten von den weniger richtigen unterscheiden?

 

So, jetzt ist es ausgesprochen. Uff. Es musste einfach sein. Ich weiss zwar, dass ich mich mit meinen Fragen in eine verdächtige Position manövriert habe, aber es ist mir trotzdem wohler jetzt. Viel wohler. Danke fürs Zuhören.